Freitag, 28. Januar 2011

Studieren vs. Auswendig lernen

Schon mehrfach musste ich in meinem Studium feststellen, dass man die besten Noten schreibt, wenn man einfach stumpf die Skripte der Professoren und Professorinnen auswendig lernt - und zwar Seite für Seite (manchmal bis zu 400 Seiten Skript pro Vorlesung), Tabelle für Tabelle und Schaubild für Schaubild ...

In meinem ersten Mastersemester hatte ich ein Seminar das "Marketing & IT" hieß. Es ging mehr oder weniger um Marketing über digitale Kanäle wie das Handy oder das Internet. Es ging um (Viral) Marketing über Blogs und Foren. Werbe-Kommunikation über neuartige Medien wie Twitter und Facebook. Ich fand den Kurs unheimlich spannend und konnte viele Sachen durch meinen Blog, meine Affinität zum www und persönliche Erfahrungen in sozialen Netzwerken nachempfinden. Für die Klausur habe ich recht viel gelernt und auch nachgelesen, jedoch nicht rein das Skript auswendig gelernt - dann kamen Fragen wie "Nennen Sie X und Y", "Skizzieren Sie dieses und jenes Schaubild" ... Es wurde stumpf das abgefragt, was auf den Folien stand. Von dem abgefragten Schaubild ist mir nur die Hälfte eingefallen, ich habe eine 4,0 geschrieben.

Ist das der Sinn eines Studiums? Auswendig lernen? Ich hatte da schon mehrere Diskussionen drüber - der Konsens war bisher, dass man ein Buch aufschlagen kann, wenn man die 5 Faktoren nach XYZ wissen will. Viel wichtiger ist die Anwendung, was macht man damit, wozu ist es gut, wie hilft es einem im zukünftigen Job weiter?

Studientechnisch gesehen bin ich mittlerweile in meinem 10. Hochschulsemester - also, fast 5 Jahre, aber was ich hinterher in meinem Job von 8-17 Uhr machen werde, weiss ich nicht. Was macht man den ganzen Tag auf der Arbeit? Klar habe ich schon Praktika gemacht und dort auch den ganzen Tag gearbeitet - die 5 Faktoren von XYZ habe ich dort nicht gebraucht und auch sonst nicht viel von dem was ich in der Uni bisher gelernt habe. Am wichtigsten waren dabei noch mein Wirtschaftsenglisch und sämtliche Funktionen in Word, Power Point und Excel. Beides habe ich in meinem allerersten Unisemester gelernt - was ich danach gelernt habe verschwimmt.

Wie komme ich darauf?

Ich bin momentan wieder dabei ein fast 400-Seiten-Skript auswendig zu lernen und habe heute zwei interessante "Briefe" gelesen. Eine ehemalige Schülerin beschwert sich bei ihrem ehemaligen motivierten Lehrer, dass er sie nicht richtig auf die Uni vorbereitet hätte. Er wollte die Schüler zum Nachdenken und vor allem zum eigenständigen Denken anregen. Im Studium wird jedoch nur Nachplappern gefordert. Da ist viel Wahres dran und ich konnte mich zum Teil darin wiederfinden - wen es interessiert und diesen Dialog auch lesen möchte, kann dies hier tun:

Brief an den Lehrer

und

Antwort an die Schülerin.

Ich bin dann mal weiter auswendig lernen ...

11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ganz toller Bericht, Anni!!

Ich sitze momentan auch wiedermal über einem Skript, das brav auswendig gelernt werden will...

anni hat gesagt…

Dankeschööön :)

Ich wünsche dir viel Glück beim auswendig lernen und auch ebenso viel Glück für die Klausur :)

Viele liebe Grüße,
Anni :)

Lyndywyn hat gesagt…

Ach ja... Da fällt mir nur ein "Telefonbuch? Ok und bis wann?"

Ich kenne das auch nur zu gut! Ich kann Dir nur sagen: Durchhalten! Ich versuchs auch. ;)

lg

Laura hat gesagt…

Oh Anni, du sprichst mir so aus der Seele! In unseren Sprachkursen(!) wird kein Deut drauf geachtet, wie gut wir die Sprache können, es wird kein eigener Text gefordert, sondern nur, ob wir das Skript auswendig können und dann kommen Lückentexte dran, in denen wir genau die Wörter aus dem Skript einfügen müssen oder es werden die exakten Definitionen aus dem Skript abgefragt. So kam es, dass ich in Español Profesional ne 3,7 hatte, während ich doch noch ein halbes Jahr zuvor ein 10 Punkte Abi abgelegt hatte und dass Leute in meinem Englischkurs 2er und sogar 1er kriegen, die bei he/she/it das "s" weglassen. Eine riesen Frechheit ist das!!

Anonym hat gesagt…

Ich erinnere mich auch gut an eine Prüfung letztes Jahr. Das Skript bestand aus PowerPoint-Folien. Aus vielen! :D

In der Prüfung dann: Ja Frau xy, was steht denn noch auf der Folie.
Ok, jetzt blättern sie mal eine Folie weiter, was steht darauf.
:D
Wortwörtlich sollte das ganze auch möglichst sein...-.-

Ich versuche einfach möglichst viel für meine spätere Berufspraxis nebenbei zu lernen und sehe solche sinnlosen Prüfung einfach nur noch als notwendiges Übel an! ;)

Megie hat gesagt…

ohje du arme! Zum Glück bestanden meine 11 Semester nicht nur aus auswendig lernen - das ist nämlich nicht so meins -_- die Briefe les ich gleich mal :)

Ulli hat gesagt…

Huhu,
bin grade zufällig über deinen Blog gestolpert durch Verlinkungen und da mich das Thema grad beschäftigt, wollt ich dazu was loswerden.
Ich hab auch studiert, knapp 12 Semester Psychologie (das also in Mindestzeit, weil ich aus privaten Gründen 1 Jahr so gut wie "pausiert" hab).
Danach war ich nun 2 Jahre arbeiten, in einem Heim für sozial/milieubedingt auffällige ("schwererziehbare") Mädchen.
Jetzt geh ich wieder an die Uni, um meinen Dr. zu machen.
- Soviel also zu meiner "Laufbahn".

In meinem Studium lag der (stundenstärkste) Schwerpunkt auf Statistik. Uns wurd das eingehämmert, ich hab auswendig lernen müssen, und weiß heute etwa noch 20% (ja toll, und nun müsst ichs für den Dr. wieder wissen *grr*). Und dann gab es so Fächer, wo alt-ehrwürdige Profs drin waren, die mehr aus der Praxis geplaudert haben und erzählt haben (etwa Entwicklungspsychologie), und schließlich noch solche, die sich um Exaktheit+Genauigkeit, aber auch "gesunden Menschenverstand" beim Arbeiten (~Diangostik) bemüht haben. Ich hatte somit von allen Typen ein wenig.

Fakt ist: egal ob auswendig gelernt, verstanden, gepaukt oder akribisch angeeignet - in meinem Job war alles derart egal. Ich denke, je nach Fach KANN man gar nicht im Studium sinnvoll vorbereitet werden, es ist in den meisten Fällen eben so theorielastig, dass man sich bestenfalls erhoffen kann, danach so qualifiziert zu sein um immer zu wissen wo man sich was anlernen kann.

Und wenn mans so betrachtet spart man sich auch eine Menge Frust. Dieses (fachlich) sinnfreie Auswendiglernen, Grafik für Grafik und Seite um Seite macht dich nicht GUT, es macht dich FIT. Es ist heutzutage einfach nicht möglich in einem Studiengang sinnvoll auf das Berufsbild vorzubereiten, im Bestfall bist du eben so vorbereitet dass du im Nu den Anforderungen im Job nachkommen können wirst.

Das mag frustrierend sein, aber tatsächlich hat es auch mal Nutzen. Ich versteh schon, dass einem zwischendurch echt die Lust vergehen kann, dass Gedanken aufkommen wie "Was wollte ich eigentlich im/mit dem Studium, ist es das was ich tun will?" aber tatsächlich gilt fürs Studium: Vorbereitung und Eintrittskarte, Ausbildung ists keine.

Wünsch dir weiterhin wenig Frust und Enttäuschung, vor allem weil das auch nix ändert, immerhin hast du rausgefunden woraufs ankommt - hol dir deinen Abschluss so "billig" wie möglich, nimm mit was du kriegen kannst von dem was dich interessiert und sei dir sicher - das Spannende kommt noch :-)
Alles Gute!

anni hat gesagt…

Vielen Dank für eure vielen Meinungen und die Bestätigung, dass ich nicht alleine mit dieser Wahrnehmung dastehe :)

@ Ulli - vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Ich finde, du hast Recht und ich wünsche dir viel Glück für deine Dokotrandenstelle :)

In meinen diversen Praktikas bin ich auch immer sehr gut klargekommen - ich habe also gelernt, mich schnell in neue Themengebiete einzuarbeiten. Dennoch finde ich es schade, dass man so wenig aus dem Studium wirklich braucht und das auswendig lernen empfinde ich mittlerweile fast nur noch als Last. Immerhin ist bei mir bald ein Ende in Sicht.

Liebe Grüße,
Anni :)

Poker Babe hat gesagt…

also, mit dieser theorie kann ich nix anfangen... auswendiglernen ohne zu verstehen??? was lernt man da???

micah hat gesagt…

m bei hattr

Unknown hat gesagt…

Natürlich sollte man versuchen, zu verstehen, was man lernt, denn wenn du dir etwas einfach merkst, bleibt es nicht lange haften. Deswegen versucht immer das, was ihr lernt, zu verstehen. In meiner persönlichen Entwicklung und Lebensansichten hat mir http://vogueplay.com/quasar-gaming-casino-online/ sehr geholfen. Du kannst da auch vorbeischauen!